Die Region um das Wasserwerk West (WWW) wird im Arten- und Biotopschutzprogramm Bayern wie folgt charakterisiert: „Mosaik aus Trockenrasen, nährstoffarmen, trockenen Kiefernwäldern, sonnigen Waldrändern, Sandäckern, Ackerbrachen, Sandwegen und Böschungen. Hier hat die Blauflügelige Ödlandschrecke ihre Hauptvorkommen in Erlangen. Die flächendeckende Verbreitung der Zauneidechse in diesem Gebiet zeigt, dass der Vernetzungsgrad an trockenen Lebensräumen ideal ist.“ (aus ABSP Bayern Stadt Erlangen 1992, S.354/355). Diese Darstellung beschreibt die Bedeutung dieser Region im Nordwesten der Stadt und weist auf eine hohe Erhaltungsbedürftigkeit und unbedingten Schutz hin.
Von den Mitgliedern der NGE wurden und werden schon seit Jahren ausgewählte Flächen wie der Sandgrubenrest „Eggen“, der Sackranken und die Schwarzbauerngrube intensiv betreut; außerdem war die NGE mit an der Errichtung eines Naturlehrpfades beteiligt.
Biotopkomplex „Eggen“ (Sandgrubenrest)
Kernbereich ist eine ehemalige Sandabbaugrube auf der Regnitzhauptterrasse mit Aufschüttungen und unverfülltem Grubenrest. Letzterer birgt seltene Artengemeinschaften an sandbewohnenden Wildbienen und Grabwespen mit lockeren, trittempfindlichen Rändern und Sandhängen. Südlich davon kann man den Unterschied zwischen altem Kiefernwaldstandort und föhrenüberwachsenem Brachacker kennenlernen.
Sackranken („Halbinsel“ am WWW)
Spornartig springt ein Ausläufer der Vorterrasse in die Regnitztalaue vor. Hier liegen noch Vorkommen von „Flechten-Moos-Rasen“.
Schwarzbauerngrube, ein Gewässer mit Brombeer-Schlehen- und Besenginster-Gebüsche neben einem Auwaldrest (Abb. rechts).
Naturerlebnispfad (seit 2002)
Der Naturlehrpfad führt an den genannten Biotopen vorbei. Für ihn existiert ein eigener Führer, der von den Erlanger Stadtwerken herausgegeben wird. Auf den einzelnen Seiten können Sie einiges über die Biotope und die ökologische Vielfalt erfahren. Auf Wunsch könnten wir auch Führungen am Wochenende, nach Voranmeldung, anbieten. Die Broschüre können Sie auch im Gebäude des Wasserwerks West, Wasserwerkstraße, werktags geöffnet, an der Pforte erhalten.
Vegetation
Sandmagerrasenflächen stellen einen "Extremstandort", weil z. B. im Sommer Temperaturen von 60 °C direkt über der Oberfläche keine Seltenheit sind: Sand erwärmt sich tagsüber sehr leicht, nachts kühlt er sich auch wieder schnell ab. So haben die Pflanzen im 24-Stundenrhythmus eine beträchtliche Temperaturamplitude zu verkraften. Ein weiterer Faktor ist die Feuchtigkeit. In trockenen Sommern ist die Feuchtigkeit bis zu einer gewissen Tiefe im Vergleich zu anderen Bodentypen rasch verdunstet. Weitere Faktoren, die die Pflanzen zu bewältigen haben, sind die extreme Nährstoffarmut; die Nährstoffe werden rasch ausgewaschen, oder das Verschütten von Teilen der Pflanze durch starke Regenfälle oder Verwehungen durch kräftige Winde. Die natürlicherweise zu erwartende Vegetation lässt sich an vielen Orten beobachten – allerdings unter der Voraussetzung, Fauna und Flora auch zu kennen und zu erkennen:
Im Terrassenbereich finden sich Eichen-Buchen-Birken-Kiefernwald (z.B. Sand- oder Flechtenföhrenwald mit Gabelzahnmoosen und Rentierflechten). Silbergrasfluren
sind vor allem auf den Flussterrassen mit Frühlingsspörgel (Frühlings-Spark, Spergula morisonii) und Bauernsenf
(Teesdalia nudicaulis), Rotes Sandstraußgras (Agrostis capillaris), sowie mit Frauenhaarmoosen und Flechten zu sehen. An Nachfolge-Gesellschaften beobachtbar:
Schafschwingel-Grasnelkenheide mit Früher Segge (Sand Segge Carex arenaria, Waldsteppenpflanze),
Heidenelke (Dianthus deltoides), Sprossendem Nelkenköpfchen (Petrorhagia prolifera), Arznei-Thymian (Thymus pulegioides) und Hasenklee (Trifolium arvense), Frühlings-
(Potentilla neumanniana) und Silberfingerkraut (Potentilla argentea), Mausohrhabichtskraut (Hieracium pilosella), Ferkelkraut (Hypochaeris radicata), Feldklee
(Trifolium campestre), Mauerpfeffer (Sedum acre und Sedum reflexum) und Sandglöckchen (Jasione laevis). Diese erfordert Schafbeweidung oder Entbuschung, sonst
kommt Besenginstergebüsch auf; Birken, Kiefern und Eichen folgen. Eine Schafbeweidung ist allerdings wegen Wasserschutzes in diesem Gebiet nicht mehr gestattet. Als weiteres Sandäcker:
Lämmerkrautgesellschaft (unter Winterroggen) und Borstenhirse-Sandäcker (bei Hackfruchtanbau) mit Kleinblütigem Franzosenkraut (Galinsoga parviflora) und
dem amerikanischen Neubürger Rauhaariger Fuchsschwanz (Amaranthus retroflexus). Daneben existieren Getreide-Windhalm-Kornblumenäcker, Sandmohnäcker und
Ackerbrachen mit Kanadischem Katzenschweif (Conyza canadensis).
Um Mager- und Sandtrockenrasen zu erhalten, müssen nicht nur durch den Menschen bedingte erhöhte Nährstoffansammlungen, wie eutrophierte Böden mit verstärktem Aufwuchs, regelmäßig entfernt
werden, sondern auch die natürliche Sukzession aufgehalten werden. Dies geschieht durch Abschieben eutrophierter Oberflächen, Entbuschungsmassnahmen und Mahd einschließlich deren Abfuhr.
Siehe Presse Nr. 9 und 10
Quellen:
* Franke, J. u. Poll, K. (1981): Das Erlanger Regnitztal als exemplarisches Objekt interdisziplinärer Regionalplanung
* Altvater, H. (unveröffentlicht, Auftrag dazu von der Stadt Erlangen: 1990): Naturführer Erlangen
* Bayern (1992): ABSP Erlangen
Pflanzen-Bilder in Arbeit
Fauna
Sandmagerrasen, für viele Menschen nur brachliegendes Bauerwartungsland, sind in unserem Raum die schützenswertesten Biotope überhaupt. Sie beherbergen eine Vielzahl von Spezialisten der Tier- und Pflanzenwelt, aber auch den ‘Bärenanteil’ an den Rote-Listen-Arten. Bei nur oberflächlicher Betrachtung dieser Flächen wird der Laie der ungeheuren Vielfalt gar nicht gewahr. Besonders das reiche Insektenleben - man denke nur an die vielen Wildbienen, Sand-, Grab- und Wegwespen - die allesamt nur für eine kurze Zeit in Erscheinung treten, wird häufig übersehen.