Der naturnahe Garten

Unterstützung der Artenvielfalt durch naturnahe Gartengestaltung

Ziel einer naturnahen Gartengestaltung ist es, die Lebensbedingungen für eine möglichst große Vielfalt von heimischen Pflanzen und Tieren zu erhalten oder überhaupt erst zu schaffen. Damit leisten Naturgärten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Biodiversität. Daneben bescheren Sie aber Kindern und Erwachsenen spannende Naturerlebnisse aus nächster Nähe. Würde in allen 17 Millionen Gärten in Deutschland naturnah gewerkelt, käme eine Fläche von 6.800 Quadratkilometern zusammen, soviel wie alle deutschen Naturschutzgebiete zusammengenommen (Quelle: NABU). Die wichtigsten Kernprinzipien für naturnahes Gärtnern sind:

  • Verzicht auf den Einsatz von Pestiziden, Herbiziden, Insektiziden zur Schädlingsbekämpfung oder im Pflanzenschutz. Stattdessen langfristige Maßnahmen zur Herstellung eines stabilen ökologischen Gleichgewichts im Garten z. B. durch Förderung von Nützlingen.
  • Verzicht auf chemisch-synthetische Düngemittel. Stattdessen Verwendung organischer und biologischer Mittel und Aufbau von Kompost- und Mulchwirtschaft zur Förderung des Bodenlebens.
  • Verzicht auf die Anpflanzung von exotischen Pflanzen oder Gehölzen, die große Veränderungen des standorttypischen Bodens erfordern. Stattdessen standortgerechte und daher robuste einheimische Gehölze pflanzen. Wo immer es die Größe des Gartens zulässt, Hochstamm-Obstbäume statt Spindelbäume pflanzen. Verzicht auf Pflanzenzüchtungen mit sterilen gefüllten Blüten. Stattdessen Anlage einer ökologisch wertvollen Wildblumenwiese.
  • Duldung von Tieren (Hornissen, Maulwurf, Engerling etc.), statt sie zu töten oder zu vertreiben. Stattdessen: Ruhe bewahren, Informationen bei Naturschutzverbänden über Alternativen einholen.
  • Gartenpflege, die den Energieverbrauch, den Ressourcenverbrauch und Tiere schont: Keine Verwendung von Laubsaugern oder –bläsern, keine Verwendung torfhaltiger Erden oder von Tropenhölzern. Stattdessen Verwendung heimischer Hölzer, Natursteine und Baustoffe aus der Region. Regenwassernutzung zum Gießen.
  • Vermeidung von Gartenverödung durch extremen Ordnungsdrang. Stattdessen Duldung von Wildwuchsecken z. B. mit „Unkräutern“ wie Brennessel und Distel. Teile des Gartens sollten über längere Zeit unberührt bleiben, um sie ungestört Naturprozessen zu überlassen. Kein radikales Stutzen oder Fällen von Bäumen und Heckenpflanzungen von März bis September zum Schutz brütender Vögel.
  •  Vermeidung von Monotonie durch Schaffung von vielfältig strukturierten Lebensräumen für einheimische Pflanzen und Tiere z. B. durch Anlage von Totholz-, Stein-, Laub- und Reisighaufen, Trockenmauern, Hecken, Blumenwiesen, durch Dach- und Fassadenbegrünung oder durch die Anlage eines Gartenteiches.
  •  Anbringung von Nisthilfen für Wildbienen, Hummeln, Wespen, Hornissen und andere nützliche Insekten und für Vögel und Fledermäuse. 

Eine Auswahl an Wildblumen für Wildbienen und Schmetterlingen zusammen mit Aussaat- und Pflanztipps erhalten Sie in der pdf-Datei unten.

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Auswahl Wildblumen für Wildbienen und Sc
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Bedrohte Wildbienen

 

Neben der Honigbiene sind in Deutschland 585 Wildbienenarten nachgewiesen. Davon sind fast die Hälfte durch Lebensraum- und Nahrungsverlust vom Aussterben bedroht. Die Ursachen sind Monokulturen und Pestizideinsatz in der industriellen Landwirtschaft, aber auch überdüngte Böden und die Anpflanzung exotischer oder steriler Zierpflanzen in strukturarmen Privatgärten tragen dazu bei. Gärten sind wichtige Lebensräume. Durch sie könnten 20% aller vorkommenden Arten gefördert werden.

 

Jeder Quadratmeter zählt!

Dreiviertel aller einheimischen Wildbienenarten nisten im Erdboden. Das klassische „Insektenhotel“ aus Halmen, Röhrchen und Holzstämmen kann für solche Arten sinnvoll ergänzt werden durch

        - offene Bodenstellen (Freilegen des unkrautfreien Rohbodens durch Abtragung der Humusschicht)

        - eine bewusst lückige Bepflanzung mit heimischen Blühpflanzen.

 

Das soll hier beispielhaft gezeigt werden. Die Anpflanzung heimischer Blüten ist dabei genauso wichtig wie die Schaffung eines Nistplatzangebots, denn ohne Nahrungsangebot in unmittelbarer Nähe (im Umkreis von 300 m) wäre es sinnlos. Besonders gefördert werden durch die beiden Blühstreifen bodennistende spezialisierte Arten, die Pollen für ihre Nachkommen an nur einer Pflanzenfamilie oder Pflanzengattung sammeln wie zum Beispiel die Zaunrüben-Sandbiene oder die Knautien-Sandbiene. Ohne ihre Pollenpflanze würden diese Arten verschwinden, da sie zur Fortpflanzung auf ihr Vorkommen in ausreichender Menge angewiesen sind. Hier werden Zusammenhänge und die wechselseitigen Abhängigkeiten im Netzwerk Natur besonders deutlich.

 

Bodennister sind     Sandbienen (größte Gruppe, 100 Arten in Deutschland)

·                                     Furchenbienen
·                                     Hosenbienen
·                                     Langhornbienen
·                                     Seidenbienen 

Beispiele für bedrohte Wildbienen-Arten

 

Zaunrüben-Sandbiene (Andrena florea), Wildbiene des Jahres 2015.

Sandbienen bilden mit 150 Arten die größte Gruppe der bodennistenden Wildbienen. Erlangen gehört zur Sandachse Franken, ein Biotopverbund, der mit seinen sandigen Lebensräumen auch die Heimat der Sandbienen ist.

Die Pollenpflanze von Andrena florea ist sowohl die Rotfrüchtige Zaunrübe (Bryonia dioica), als auch die Schwarzfrüchtige oder Weiße Zaunrübe (Bryonia alba). Von diesen beiden heimischen Kletterpflanzen steht die Weiße Zaunrübe auf der Roten Liste Bayerns (2003) als „stark gefährdet“ und wurde hier beispielhaft für dieses Projekt angepflanzt. Die beiden Arten der Gattung Bryonia bilden die alleinigen Nahrungspflanzen für die Zaunrüben-Sandbiene, denn sie sammelt dort nicht nur den Pollen für ihre Brut, sondern ernährt sich auch ausschließlich vom Nektar der Zaunrüben-Blüten. Die Duldung der Zaunrübe im Garten ist also angewandter Wildbienenschutz! Die Flugzeit der Zaunrüben-Sandbiene ist von Ende Mai bis Anfang August. Die Nester werden im Boden angelegt. Es werden spärlich bewachsene Stellen bevorzugt. Die Bienen leben gern gesellig. An geeigneten Stellen können Ansammlungen von Hunderten Nestern entstehen. Status Rote Liste Bayern 2003: noch nicht gefährdet.

 

Knautien-Sandbiene (Andrena hattorfiana), Wildbiene des Jahres 2017

Pollenpflanze: Diese Art ist spezialisiert auf Pollen der Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae) wie Acker-Witwenblume (Knautia arvensis) und Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria) und kann nur dort leben, wo diese Wildpflanzen wachsen. Sie kommt in weiten Teilen Europas und Nordafrikas vor, ist aber in manchen Gegenden aufgrund von Überdüngung und Pestizideinsatz mit ihren Pollenpflanzen bereits verschwunden.

Flugzeit: Mitte Juni – Mitte August. Nistweise: Diese Sandbiene lebt solitär und bildet keine Kolonien. Die Weibchen legen Nester in der Erde an. Status Rote Liste Bayern 2003: Gefährdet.

 

Weidensandbiene (Andrena vaga)

Pollenpflanze: auf Weiden spezialisiert (oligolektisch). Flugzeit: März – Mai

Nistweise: Erdnistend (60 cm-tiefer Gang, an dessen Ende 10 Brutzellen angelegt werden.) Häufig Kolonien mehrerer Tiere; den Nest­eingang bildet ein 5 cm hoher Haufen aus Sand. Status Rote Liste Bayern 2003: Noch häufig anzutreffen, auch in Erlangen.

 

Sechsbindige Furchenbiene (Halictus sexcinctus)

Pollenpflanze: unspezialisiert (polylektisch). Pollen aus 4 Pflanzenfamilien: Korbblütler (Asteraceae), Winden-gewächse (Convolvula­ceae), Kardengewächse (Dipsacaceae).

Flugzeit: April – Juli. Ungewöhnlich ist aber, dass die Nachkommen nicht als Larve oder Imago im Nest überwintern, sondern bereits im Hochsommer schlüpfen und jetzt sogar ihren Müttern begegnen können, die recht lange leben.

Nistweise: selbst gegrabene Nester in vege­tationsarmen, vorzugsweise sandigen Böden (ebenen Flächen, Böschungen und Steilwände). Status Rote Liste Bayern 2003: auf der Vorwarnliste

 

 Wald-Schenkelbiene (Macropis fulvipes)

Pollenpflanze: Die Biene sammelt den Proviant für ihre Larven ausschließlich an Gilbweiderich-Arten z. B. am Gewöhnlichen Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris), der an Teichrändern vor­kommt und zu den „Ölpflanzen“ gehört. Die Pflanze gibt statt Nektar ein Blumenöl ab, das von der Biene mit den Beinen über spezielle Saugpolster aufgenommen wird. Den Nektar für ihre Ernährung sammelt die Biene an vielen Pflanzenarten.

Flugzeit: Männchen: Juni – August, Weibchen: Juli - September. Nistweise: Die Weibchen graben Nester in den Boden mit bis zu vier kurzen Seitengängen, an deren Enden sich Brutzellen befinden. Das Ei wird mit einem Brei aus Pollen und Blütenöl versorgt, außerdem werden die Brutzellen damit ausgekleidet als Schutz gegen Verpilzung.

Status Rote Liste Bayern 2003: potentiell gefährdet.

 

Bild-Nachweise 

Zaunrüben-Sandbiene - https://de.wikipedia.org/wiki/Zaunr%C3%BCben-Sandbiene#/media/File:Andrena_florea_m20120621.jpg   07.06.2018  © Autor Aiwok

Knautien-Sandbiene - https://www.artenschutz-steigerwald.de/index.php?lang=de&p=71000&cid=&id=43179 © Albert Meier

Weiden-Sandbiene – NGE

Sechsbindige Furchenbiene – NGE

Wald-Schenkelbiene   - Foto: http://www.insektenbox.de/hautfl/macfulm1.htm  © H. Leunig 


Das Projekt am Weihergrundstück

 

Mit Unterstützung der Katholischen Hochschulgemeinde Erlangen wurden im Juni 2018 zwei Blühstreifen für erdnistende Wildbienen angelegt. Dafür mussten ca. 30 cm Oberboden samt Krautschicht abgetragen und durch lehmigen Sand ersetzt werden. Dann wurden heimische Blühpflanzen mit einer geringen Menge unkrautfreiem Erlanger Kompost in die halbschattige Fläche gepflanzt. Bei der sonnigen Fläche auf der gegenüberliegenden Seite wurde stellenweise ganz auf Bepflanzung verzichtet und nur der unkrautfreie Rohboden als Nistplatzangebot freigelegt. 

Jeder kann etwas für Wildbienen tun. Auch ein kleiner Garten oder ein Balkon bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten, auch mit wenig Aufwand Nistplätze und Nahrungsangebote zu schaffen. Die Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willugh­biella) beispielsweise nistet häufig sogar in der Erde von Blumentöpfen.

 

Fragen Sie uns, wir beraten Sie gerne!